"Eingezogen"
Nummer 0002
Titel "Eingezogen"
Autor Hans-Joachim Grünitz
Verlag Dr. Steve Ludwig
Datum 2001
ISBN 3-933598-37-0
Links Verlag, Amazon, NVA-Forum
 
Information (Verlag)

Über den Autor (Verlag)
Hans-Joachim Grünitz, Lausitzer des Jahrgangs 1954, erinnert sich an seine Zeit als Wehrpflichtiger und Reservist der Nationalen Volksarmee. Detailgetreu schildert er das Leben eines gewöhnlichen Soldaten, läßt unmittelbar teilhaben an Drill, Kommißgeschichten, gelegentlichen Vergnügungen und schwerwiegender Gewissensentscheidung. 1977 eingezogen, gelingt Grünitz ein authentischer und anekdotenreicher Blick auf den militärischen Alltag in der DDR der siebziger Jahre. Ende der achtziger Jahre erlebt er anläßlich einer Reserveübung die ersten Auflösungserscheinungen der sozialistischen Ordnung.

Leseprobe (Verlag)

Vorwort

1977. In Prag wird die Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“ gegründet. Sie will die Unterdrückung der Freiheit durch kommunistische Machthaber öffentlich machen und fordert die Wahrung der Menschenrechte entsprechend der Schlußakte von Helsinki/KSZE, die auch von den Ostblockstaaten unterzeichnet wurde. Bald darauf beginnt die Volkspolizei in Ost-Berlin mit der aktiven Behinderung von DDR-Bürgern, die die „Ständige Vertretung“ der Bundesrepublik aufsuchen wollen. Im Februar bestätigt
Staats- und Parteichef Honecker in einem Interview 10000 Ausreiseanträge. Eine großzügigere Ausreiseregelung macht er von der Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft durch die BRD ab. Im Oktober kommt es anläßlich der Festveranstaltungen zum Nationalfeiertag der DDR zu schweren Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei auf dem Alexanderplatz. Infolge der Ausbürgerung Wolf Biermanns ist der Schauspieler Manfred Krug schon im Juni in den Westen übergesiedelt. Der
Regimekritiker Rudolf Bahro, ein überzeugter Sozialist, wird aufgrund einiger Auszüge aus seinem Buch „Die Alternative“ verhaftet.

1977. In Ost-Berlin trifft die westdeutsche Ausstellung „Fotografie in Wissenschaft und Technik“ auf überwältigendes Interesse. Bundespräsident Carstens untersagt die Ausführung der Pläne Christos, den Reichstag zu verhüllen. Die Bundesrepublik wird von Terroranschlägen erschüttert; der „Deutsche Herbst“ gipfelt in Entführungen, Morden und Selbstmorden. Der Bundestag verabschiedet eine Wehrdienstnovelle, wonach die Gewissensprüfung für Kriegsdienstverweigerer abgeschafft wird. (Im darauffolgenden Jahr erklärt das Bundesverfassungsgericht dies für verfassungswidrig.)

1977. Hans-Joachim Grünitz wird eingezogen. In den hier publizierten Erinnerungen an seine Militärzeit verzichtet er weitgehend auf die Erörterung politischer Umstände und Entwicklungen jener Zeit. Gewiß, er berichtet von der mal gähnenden, mal dröhnenden Langeweile, die der jüngst verstorbene „Sudel-Ede“ (Karl-Eduard von Schnitzler) verbreitete und von dem immer gleichen Propaganda-Geschwafel der Polit-Offiziere. Doch getreulich folgt er seinem Ziel, nur das Selbsterlebte zu schildern, detailgenau und minutiös. Anekdotenreich und mit wachem Blick auf menschliche Verhaltensweisen gelingt es ihm so, den Alltag eines NVA-Wehrpflichtigen authentisch nachzuzeichnen. Andere haben mehr gelitten, wie jener junge Mann, dessen Tagebuch im selben Verlag vorliegt. Daß Grünitz auch die Pfadfinder-Idylle des Wehrdienstes erlebt und genossen hat, gehört zum Ganzen und spiegelt wohl das Erleben der meisten Soldaten wider. Ob deren Behauptung „Richtig gedient haben muß man schon!“ unwidersprochen bleibt, sei dem Leser anheimgelegt. Hans-Joachim Grünitz hat seinen Dienst geleistet, nicht ohne dabei den absonderlichen Erscheinungen einer Armee auf die Spur zu kommen und hat, als er aufgefordert wird, dem Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze zuzustimmen, eine einsame Entscheidung getroffen.

18. Februar 1978. Das DDR-Kulturministerium legt einen „Plan zur langfristigen Entwicklung der sozialistischen Kultur und ihrer materiell technischen Basis“ vor. Unter anderem wird dort eine Steigerung der jährlichen Buchneuerscheinungen von 5900 auf 7200 avisiert. „Eingezogen“ wäre nicht dabei gewesen.

Kiel, im Oktober 2001
Matthias Friedemann

Prolog
Im Oktober vor zwölf Jahren hatte ich per Befehl das letzte Mal offiziell eine Militäruniform zu tragen. Wir haben jetzt wieder Oktober. Es sind die letzten Tage dieses Monats im Jahr 2000 und es ist wohl dem trüben Herbstwetter geschuldet, daß ich mal wieder an meinem Schreibtisch sitze um nun endlich die letzten Zeilen an diesem Buch zu schreiben. Die Armee, deren Uniform ich damals und in Abständen auch Jahre davor trug, gibt es nicht mehr. Auch nicht den Staat, zu dem diese Armee gehörte.
Der dem Staat einst geschworene Eid hat keinen Wert mehr. Dennoch meine ich, daß der Alltag im militärischen Leben eines Soldaten bei der Nationalen Volksarmee sowie den Grenztruppen der DDR eine Geschichte wert ist. Eben weil es Geschichte ist und weil Geschichte oft und gern vergessen oder nicht überliefert wird. Natürlich kann dieses Buch nur einen winzigen Ausschnitt, ein ganz kleines Stück dieser Geschichte wiedergeben. Sicher gibt es Menschen, die durch abweichende Erfahrungen eine
andere Sicht auf das Vergangene haben. Dieser Bericht verfolgt nicht das Ziel einer wissenschaftlichen Abhandlung, sondern erzählt meine eigene Geschichte, ich hoffe auf unterhaltsame Art, mal satirisch, mal ernst, mal nachdenklich.

Einleitung
Das Jahr 1977 war dazu bestimmt, mir in ewiger Erinnerung zu bleiben. Diese vorwiegend negativ geprägten Erinnerungen verblaßten mit den Jahren. In den Vordergrund drängen sich heute fast nur noch die übrig gebliebenen positiven Eindrücke. So ist das eben, der Mensch verdrängt das Schlechte und ist geneigt, aus seinen Erinnerungen nur noch das Gute zu berichten. Und letzteres geschieht besonders gern in Männerrunden »Gedienter«. Hier werden die tollsten Geschichten zum Besten gegeben und manche Erzählung läßt die Tendenz zur Übertreibung vermuten, so daß der willig Zuhörende wohl hin und wieder am Wahrheitsgehalt zweifeln dürfte. Nicht zweifeln hingegen muß der Leser am Inhalt und Wahrheitsgehalt des nun folgenden Berichtes. Bewußt wird hier von Höhen und Tiefen, guten wie schlechten Seiten einer Zeit erzählt, die immer wieder
Erinnerungsstoff bietet: der Militärzeit.


Leseprobe (aus dem NVA-Forum - mit freundlicher Genehmigung des Autors)


Der Fähnrich

... . In der Folgezeit lehrte mich mein Spieß das Handwerk militärischer Kompanie-Verwaltung mit all seinen Registern, Tricks und Kniffen. Und wir lernten uns näher kennen. Eines hatten wir von Anfang an gemeinsam: die bedingungslose Liebe zur Ordnung. Diese Ordungsliebe, die mir auch heute noch manchmal als Pedanterie angekreidet wird, war sicher das Erste, was der Hauptfeld angenehm berührt registrierte. Und auch sonst gab ich mir redlich Mühe. Diese Tätigkeit war für mich persönlich das Beste im bisherigen Militärleben - das, was ich auch zu leisten bereit war. Und meine damals doch etwas angekratzte Seele kam endlich zur Ruhe.
Daran hatte maßgeblich mein Hauptfeldwebel Anteil. Im Dienstgrad eines Fähnrichs hatte er schon einige Dienstjahre hinter sich gebracht. Sehr viele davon nach seinen Erzählungen in einer Minenräumkompanie. Eine nicht ungefährliche Arbeit, die erst Jahre später, nach Abschaffung der Tretminen an der innerdeutschen Grenze, nicht mehr ausgeführt werden mußte. Diese Arbeit aber hatte den Fähnrich geprägt. Als Vorgesetzter der Minenräumer mußte er einiges Leid seiner Leute erleben, die diese Tätigkeit nicht immer freiwillig ausübten. Die im Grenzstreifen liegenden Tretminen hatten die unangenehme Eigenschaft, in der Erde zu wandern. Lagepläne der Minen, sofern es überhaupt welche gab, waren somit unwirksam. Die Minen mußten aber aus unterschiedlichen Gründen ausfindig gemacht und geborgen werden. Meist wegen Abschaffung dieser Tretminen. Die DDR rüstete damals auf die nicht weniger berüchtigte Art, der am Zaun hängenden Selbstschußanlagen um. Die Tretminen gefährdeten auf Grund ihrer unbestimmten Lage die eigenen Leute. Und die Mittel, mit denen sie dann beräumt werden mußten, waren mehr als bescheiden. Mit langen Stangen und ohne aufwendige Schutzvorrichtungen wurde in der Erde gestochert und gesucht. Der Fähnrich hat mir nicht alles erzählt und während seinen Erzählungen manchmal verdächtig lange Pausen nachdenklichen Schweigens eingelegt. Eines aber weiß ich, es hat Unglücksfälle gegeben, von denen nie etwas an die Öffentlichkeit gelangte. Und es muß in der Minenräumkompanie eine besondere Kameradschaft gegeben haben, denn der Fähnrich erzählte immer wieder von seiner Truppe. Auch davon, daß es eine Flasche Sekt gab, wenn jemand auf seine erste Mine stieß.
Diese Arbeit, der Umgang mit Menschen in gefährlichen Situationen, war es wohl, was ihm zu seiner Menschenkenntnis verhalf. Leider habe ich nie erfahren wie und warum der Fähnrich zur Minenräumkompanie kam. Meine Betrachtungen sind daher eventuell unvollständig oder einseitig. Daß er aber anschließend bei uns in der ABK 27 landete, steht sicher damit im Zusammenhang, daß unser bunt zusammengewürfelte Haufen einen fähigen Spieß brauchte.
Und diese Fähigkeit konnte man ihm nun wirklich nicht absprechen. Der Fähnrich hatte zwar wie alle Hauptfelds seine Marotten und er konnte die Mannschaft auch mächtig traktieren, aber tiefgreifende Ungerechtigkeiten habe ich an ihm nie entdeckt. Seine Arbeit machte er so, daß das Leben in der Kompanie funktionierte. Die Mannschaft war damals sicher nicht immer so gut auf unseren Hauptfeldwebel zu sprechen. Sein wahres Ich konnte man auch nur erkennen, wenn man sein Vertrauen hatte und in der tagtäglichen Zusammenarbeit von früh bis spät hatte ich mir dieses, so denke ich, erworben.


Leseprobe (aus dem NVA-Forum - mit freundlicher Genehmigung des Autors)


Schreibers Nachtübungen

Perfekte Organisation und penible Ordnung, die zwei wichtigsten Tugenden der Schreibstube mußten von Zeit zu Zeit trainiert werden. Das dachte sich wohl der Spieß und holte aus, zu einem Manöverschlag bester Güte. Schlachtfeld: Schreibstube, Manöverzeit: hellichter Tag. Das macht nichts, es gibt ja Vorhänge und die sind beim Militär lichtdicht. "Schreiber, du mußt wissen wo jedes einzelne Formular liegt und es jederzeit im Dunkeln finden!" Sprach's und zog die Vorhänge zu. Danach die Aufforderung, bestimmte Formulare den Schränken zu entnehmen und natürlich geordnet in einem Teil I zu verstauen. Ohne Taschenlampe! Die hätte ja einem Sabotageakt zum Opfer gefallen sein können. Oder es wären schlicht und einfach die Batterien ausgelaufen. Waren nicht die Besten damals.
Hintergrund der Übung: bei einem Schlag des Aggressors mit Stromausfall müssen natürlich die hochwichtigen Unterlagen und Formulare bei erzwungenem Verlassen der Kaserne mitgenommen werden. Zum Beispiel sind die Verpflegungslisten und die Formulare für "Vergleichsmitteilungen" von brisanter Wichtigkeit. Ohne Liste, keine Verpflegung! Und man braucht diese ja auch, um ggf. bei Verlusten was ausstreichen zu können. Müßte ein Soldat gar in eine andere Einheit verlegt werden, egal ob zu Kriegs- oder Friedenszeiten, benötigte der unbedingt die "Vergleichsmitteilung". Darauf stand geschrieben, wann die letzte Verpflegungsration ausgeteilt wurde, worauf in der neuen Einheit dann lückenlos die nächste ausgeteilt werden konnte. Aber auch nur dann, also mit Schein! Dies sollte verhindern, daß so ein gefräßiger Soldat nicht etwa zweimal Mittagessen bekommt und diente dem neuen Spieß und dem Küchenbullen wiederum der ordnungsgemäßen Abrechnung. Es gehörten noch diverse andere Formulare zu den wichtigen. Alle hatten eines gemeinsam: sie lagen präzise gestapelt, Vorderkannte bündig mit der des Ablagebrettes in den verschiedenen Schränken und Tresoren. Jedes Formular an einem bestimmten Platz. Meine Welt! Und es fiel mir überhaupt nicht schwer, meinen Hauptfeldwebel zu beglücken. Daher gab es diese "Nachtübung" für mich auch nur einmal. Schade!
Dafür aber zog der Spieß eine echte Nachtübung ganz anderer Art öfter mal durch. Natürlich mit meiner Hilfe. "Schreiber, heute Nacht um 02 Uhr machen wir mal 'n bisschen Krach". Ich wußte, was kommen wird und ging, nachdem der UvD mich behutsam (das Privileg eines Schreibers) geweckt hatte, kurz vor der Zeit X in die Schreibstube. Da wartete schon der Spieß mit, ich kann es nicht leugnen, gewissen freudigen Zügen im Gesicht und einer Handkurbel-Sirene in der Hand. Natürlich gab es in den Fluren der Kaserne elektrische Sirenen. Auch hier von uns "liebevoll" Erpel genannt. Aber die konnten wir nicht verwenden, denn was jetzt kam, galt ausschließlich unserer Kompanie. Ich schnappte mir einen Stuhl, der Spieß trug sein Lieblingsspielzeug, beide gingen wir zum Flur unserer Kompanie. Die Sirene wurde an der Lehne des Stuhles mit einer Zwinge befestigt, ich setzte mich auf den Stuhl. Und dann legte der Hauptfeld los, drehte genußvoll die Leier.
Der Ton macht die Musik und dieser unterschied sich bei der Handleier von den Erpeln auf grausame Weise. Lieblich auf und abschwellend und fürchterlich durchdringend, das konnte nur für unsere Kompanie bestimmt sein. Wir wußten das und die andere Kompanie auch. Die blieben seelenruhig liegen und mein Schreiberkollege freute sich mal wieder - bestimmt!
Nachdem alle auf dem Flur mehr oder weniger schnell angetreten waren, durften sie anschließend mit mehr oder weniger Geschimpfe wieder in die Betten. Worauf sich auch, nach einer kurzen Auswertung in der Schreibstube mit mir, die manchmal in einem Schlaftrunk endete, der Spieß zur Ruhe begab. Eine Nachtübung dieser speziellen Art kam aber immer nur dann vor, wenn unser Spieß wegen Nachtdienstes in der Kompanie weilte. Zum Glück nicht jedesmal.


Leseprobe (aus dem NVA-Forum - mit freundlicher Genehmigung des Autors)


Epilog

In der Zeit der politischen Wende, weilte ich mit meiner Familie noch einmal in Johanngeorgenstadt, wo alles begann. Wir feierten dort in einer kleinen Pension Silvester. Die Kaserne, die mir einst in der Grundausbildung ein halbes Jahr lang Schrecken eingeflößt hatte, war zu dem Zeitpunkt keine mehr. Man hatte hier ausgerechnet ein Erholungsheim eingerichtet.

Zehn Jahre später, im Jahr 2000, besuchte ich eine weitere ehemalige Etappe meines Soldatenlebens. Ich fuhr mit meiner Frau dorthin, wo ich einst als Schreiber meinen Dienst versah. Nach Stockhausen bei Eisenach. Und hier konnten wir auch gleich Quartier beziehen. Die ehemalige Fliegerschule und spätere Kaserne der Grenztruppen der DDR ist heute ein sehr schönes Hotel. Der ganze Gebäudekomplex wurde saniert, wobei die unschlagbare Architektur beibehalten wurde. Das ursprüngliche Offizierskasino, zu meiner Soldatenzeit Speisesaal, ist jetzt das Hotelrestaurant in Form eines amerikanischen Grillhauses. Es gibt sie noch, die acht Granitsäulen und das schwere Gebälk an der Decke. Nur die alten abgeschlagenen Wappen an den Säulen aus der NS-Zeit scheinen nicht mehr durch. Dort wo wir einst unsere Bestecke abgewaschen haben, befindet sich nunmehr die Rezeption und der ehemalige Soladtenclubraum ist jetzt ein sehr schönes Frühstückszimmer. Ich war hocherfreut, als ich das Gebäudeensemble in so gutem Zustand vorgefunden habe. Sehr betrübt hat mich dann ein Telefonat, das ich schon so viele Jahre vor mir hergeschoben hatte. Angeregt durch die euphorische Stimmung wählte ich die Nummer meines alten Hauptfelds in Treffurt. Seine Frau sagte mir, daß ihr Mann bereits 1996 nach langer schwerer Krankheit verstorben ist. Zu gern hätte ich ihn noch einmal gesehen.

Durch das Objekt meiner ersten Reservezeit bin ich seither schon oft gefahren. Der Med-Punkt des Militärflugplatzes Drewitz-Süd, in dem ich eigentlich zu einem fähigen Sanitäter ausgebildet werden sollte und dann doch nur Faschingsgebisse gebaut habe, war nach der Wende eine Zeit lang vom Bundesgrenzschutz genutzt worden. Jetzt steht er wieder leer, wie viele andere Gebäude des Objektes auch. Durch die ehemalige "Schweineküche", in der ich seinerzeit Essenproben genommen habe, bin ich durchgelaufen. Hier kocht niemand mehr. Nur noch die alten Kessel zeugen vom einstigen Zweck des Gebäudes. Und dort wo früher die MIGs standen, findet man heute einen modernen zivilen Regional-Flugplatz.

Auch den Ort meiner zweiten Reservezeit, dort wo der "Blitzkrieg" stattgefunden hat, habe ich gemeinsam mit meinem Schwager besucht. Die Waldlichtung an der Autobahn gibt es noch. Auch stehen noch einige der Massivbauten. Im Wald fanden wir sogar alte zerschlagene Schnapsflaschen von damals sowie verrostete Blechbüchsen der Komplektenahrung. Die Aufschrift "Thüringer Rotwurst" war noch deutlich zu lesen. Und genau dort wo mein Zelt stand, meint man in der Erde noch die Abdrücke meines Hockers zu erkennen.

Die Unteroffiziersschulterstücke liegen wie einige andere Erinnerungsstücke noch heute in einer Schublade meines Schreibtisches. Sie sind wie neu und gänzlich unbenutz, ich hoffe, das bleibt auch so.

Die Gespräche der Gedienten aber wird es weiter geben. Von Generation zu Generation werden die Erinnerungen ausgetauscht. Und sicher wird es nicht immer die ganze Wahrheit sein. Ein kleines Stück Wahrheit bleibt. Nachzulesen in diesem Buch.