Quellennachweis |
Aussage von lion0762 [Mitglied
des NVA Forums] am 29.11.2005 19:47, am 29.11.2005 20:25, am 30.11.2005
um 20:53 im Thread Erhöhte Gefechtsbereitschaft. |
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Im Laufe des 10.10.1989 wurde auch im AB-1 [Aufklärungsbataillon
1] "EG" [Erhöhte Gefechtsbereitschaft] ausgelöst.
Wie alles damals, war auch diese Auslösung mit Besonderheiten verbunden.
Schnell kursierte schon das Gerücht im Truppenteil, dass wir mit
gepanzerter Technik in Richtung Brandenburger Tor verlegen, um dort
"die Besetzung der Mauer durch Zivilisten" zu beenden. Tatsächlich
wurde uns befohlen, alle 20 min. die BMP-Gefechtstechnik (voll aufmunitioniert)
vorzuwärmen. Wie den Technikern bekannt sein dürfte, macht
man dieses, um danach sofort die Dieselmotoren starten und mit der Verlegung
beginnen zu können. Wir Berufssoldaten durften zu diesem Zeitpunkt
nicht einmal mehr unsere Angehörigen verständigen, obwohl
wir eigentlich nach Dienstschluss hätten nach Hause fahren sollen.
[Es] war an eine Verlegung mit LKW von vornherein überhaupt nicht
gedacht worden. Wir sollten die Aufgabe übernehmen, über den
Südring der Berliner Autobahn nach Berlin-Mitte mir Gefechtstechnik
zu verlegen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir sind nicht nach Berlin verlegt
worden, sondern haben im Rahmen der "EG" nur unsere BMP-Gefechtstechnik
marschbereit gehalten. LG-Technik [Lehrgefechtstechnik] wurde nicht
aufmunitioniert. Auch eine Verlegung in die Wechselkonzentierungsräume
hat nicht stattgefunden. Allerdings hatten alle BU/BO [Berufsunteroffiziere/
Berufsoffiziere] das Objekt nicht zu verlassen und ihre persönliche
Bewaffnung am Mann zu tragen. Ebenfalls war eine Nachrichtensperre für
alle nach Außen befohlen, so das nicht einmal unsere Angehörigen
benachrichtigt werden konnten, das wir nicht nach Dienstschluss nicht
nach Hause kommen.
Läßt für mich den Schluss zu, das eine "VG"
[Volle Gefechtsbereitschaft] in unserem TT [Truppenteil] nie ausgelöst
wurde (und vermutlich auch nicht in der 1.MSD).
FuFuTAK [Funk – und Funktechnische Aufklärung]:
Soweit ich mich erinnern kann, war die FuFuTAK zu diesem Zeitpunkt noch
im DHS [Diensthabenden System] in der Schweriner Gegend. Somit also
nicht im Objekt.
Eine operative Gruppe wurde damals entsprechend Handlungszyklogramm
zum Divisionstab verlegt (inkl. Fernaufklärerzug). [...]
Ich erinnere daran, das es genau dieser Herr (Streletz) war, der im
Laufe des 11.11.1989 offiziel im Radio-Interview von sich gegeben hat,
das zu keiner Zeit eine EG innerhalb der NVA bestanden hat. Daran erinnere
ich mich heute noch deutlich, weil diese Äußerung bei mir
ein erstes tieferes Nachdenken über die entstandene Situation und
die Vertrauenswürdigkeit unserer Führung bewirkt hat. Schon
damals dachte ich mir "Hallo, was mach ich dann seit fast 3 Tagen
im Objekt mit meiner persönlichen Bewaffnung am Mann, ohne meiner
Frau bescheid zu sagen, wann ich nun endlich nach Hause komme?"
[hier irrt sich der Zeitzeuge, das Radio Interview, in dem die wahrheitswidrigen
Angaben fielen, wurde mit dem Chef der Politischen Hauptverwaltung der
NVA Brünner geführt.]
Die Maßnahme " Vorwärmen aller 20 min" (das Intervall
wurde mir heute von einem ehemaligen "Militärkollegen"
bestätigt) galt während der gesamten Stufe "EG"
bis zu deren Rücknahme am 11.11.89. Ich erinnere mich noch, das
wir alle 20 min unsere BMP-Fahrer in den Park befohlen haben zum Vorwärmen.
Was ich gerade herausfinden will, ob diese Maßnahme damals auch
unsere LG-Technik [Lehrgefechtstechnik] betraf und was mit dem SPW-Zug
pro AklK war. Hier verläßt mich wieder mein Erinnerungsvermögen.
Denke aber, da ich Kdr. [Kommandeur] von LG-Technik war, wird es auch
die betroffen haben.
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