Datum 10. November 1989
Ereignis 89/11/10/14/A
Quellenart Tradition
Quellennachweis Aussage von lion0762 [Mitglied des NVA Forums] am 29.11.2005 19:47, am 29.11.2005 20:25, am 30.11.2005 um 20:53 im Thread Erhöhte Gefechtsbereitschaft.
Quellenabschnitt  
   
 

Im Laufe des 10.10.1989 wurde auch im AB-1 [Aufklärungsbataillon 1] "EG" [Erhöhte Gefechtsbereitschaft] ausgelöst. Wie alles damals, war auch diese Auslösung mit Besonderheiten verbunden. Schnell kursierte schon das Gerücht im Truppenteil, dass wir mit gepanzerter Technik in Richtung Brandenburger Tor verlegen, um dort "die Besetzung der Mauer durch Zivilisten" zu beenden. Tatsächlich wurde uns befohlen, alle 20 min. die BMP-Gefechtstechnik (voll aufmunitioniert) vorzuwärmen. Wie den Technikern bekannt sein dürfte, macht man dieses, um danach sofort die Dieselmotoren starten und mit der Verlegung beginnen zu können. Wir Berufssoldaten durften zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr unsere Angehörigen verständigen, obwohl wir eigentlich nach Dienstschluss hätten nach Hause fahren sollen.
[Es] war an eine Verlegung mit LKW von vornherein überhaupt nicht gedacht worden. Wir sollten die Aufgabe übernehmen, über den Südring der Berliner Autobahn nach Berlin-Mitte mir Gefechtstechnik zu verlegen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir sind nicht nach Berlin verlegt worden, sondern haben im Rahmen der "EG" nur unsere BMP-Gefechtstechnik marschbereit gehalten. LG-Technik [Lehrgefechtstechnik] wurde nicht aufmunitioniert. Auch eine Verlegung in die Wechselkonzentierungsräume hat nicht stattgefunden. Allerdings hatten alle BU/BO [Berufsunteroffiziere/ Berufsoffiziere] das Objekt nicht zu verlassen und ihre persönliche Bewaffnung am Mann zu tragen. Ebenfalls war eine Nachrichtensperre für alle nach Außen befohlen, so das nicht einmal unsere Angehörigen benachrichtigt werden konnten, das wir nicht nach Dienstschluss nicht nach Hause kommen.

Läßt für mich den Schluss zu, das eine "VG" [Volle Gefechtsbereitschaft] in unserem TT [Truppenteil] nie ausgelöst wurde (und vermutlich auch nicht in der 1.MSD).

FuFuTAK [Funk – und Funktechnische Aufklärung]:
Soweit ich mich erinnern kann, war die FuFuTAK zu diesem Zeitpunkt noch im DHS [Diensthabenden System] in der Schweriner Gegend. Somit also nicht im Objekt.

Eine operative Gruppe wurde damals entsprechend Handlungszyklogramm zum Divisionstab verlegt (inkl. Fernaufklärerzug). [...]
Ich erinnere daran, das es genau dieser Herr (Streletz) war, der im Laufe des 11.11.1989 offiziel im Radio-Interview von sich gegeben hat, das zu keiner Zeit eine EG innerhalb der NVA bestanden hat. Daran erinnere ich mich heute noch deutlich, weil diese Äußerung bei mir ein erstes tieferes Nachdenken über die entstandene Situation und die Vertrauenswürdigkeit unserer Führung bewirkt hat. Schon damals dachte ich mir "Hallo, was mach ich dann seit fast 3 Tagen im Objekt mit meiner persönlichen Bewaffnung am Mann, ohne meiner Frau bescheid zu sagen, wann ich nun endlich nach Hause komme?"

[hier irrt sich der Zeitzeuge, das Radio Interview, in dem die wahrheitswidrigen Angaben fielen, wurde mit dem Chef der Politischen Hauptverwaltung der NVA Brünner geführt.]

Die Maßnahme " Vorwärmen aller 20 min" (das Intervall wurde mir heute von einem ehemaligen "Militärkollegen" bestätigt) galt während der gesamten Stufe "EG" bis zu deren Rücknahme am 11.11.89. Ich erinnere mich noch, das wir alle 20 min unsere BMP-Fahrer in den Park befohlen haben zum Vorwärmen. Was ich gerade herausfinden will, ob diese Maßnahme damals auch unsere LG-Technik [Lehrgefechtstechnik] betraf und was mit dem SPW-Zug pro AklK war. Hier verläßt mich wieder mein Erinnerungsvermögen. Denke aber, da ich Kdr. [Kommandeur] von LG-Technik war, wird es auch die betroffen haben.

   
interne Nummer 00051